Back to Power (Teil 2)

Kai saß in der Maschinenbau-Vorlesung und wusste nicht so recht weshalb. O.K., sein Vater hatte den gleichen Beruf und irgendwie hatte er sich vor drei Semestern gedacht, dass Diplom-Ingenieur ja auch gar nicht schlecht klingt. Aber irgendwie war er sich nicht mehr sicher, wie es mit dem Studium weitergehen sollte. Die Luft war einfach raus.

Seien wir mal ehrlich: Viele Studienverläufe sind wie schlecht geplante Weltraumexpeditionen. Es ist, als ob Sie kurz entschlossen in eine Rakete springen, den Startknopf drücken und in den unendlichen Weiten des Weltraums verschwinden... ohne genau zu wissen, ob es jetzt zum Mars, zur Venus oder sonst wohin gehen soll.

Nicht das bei jedem die Sache so kopflos läuft wie bei Kai dem Maschinenbauer, aber viele Studenten wissen am Anfang ihrer Uni-Karriere nicht so recht, was sie von diesem oder jenem Fach überhaupt wollen und studieren einfach mal drauf los. Allerdings enden diese Experimente ziemlich häufig mit jeder Menge Frust und nicht mit einem Diplom, denn ein Studium ohne Ziele ist wie die Raumfahrt ohne Berechnungen: Das Risiko, dass die Expedition vorbei ist, bevor sie richtig begonnen hat, ist ziemlich groß.

Fazit: Was Sie brauchen, ist ein Ziel. Allerdings ist Ziel nicht gleich Ziel. Um im Studium erfolgreich über die Runden zu kommen, sollten Sie sich als aller erstes fragen, wo Sie überhaupt hin wollen mit Ihrem Studium. Das Studentenleben ist sicherlich eine nette Zeit, aber trotzdem sollten Sie wissen, dass es ein Leben nach der Zeit an der Uni gibt. Denn nichts ist schlimmer, als erst Psychologe zu sein und dann zu merken, dass man überhaupt kein Interesse an anderen Menschen und deren Problemen hat.

Doch damit ist die Angelegenheit noch nicht erledigt. Selbst wenn Sie wissen, dass Sie in fünf Jahren als Geologe auf einer Bohrinsel in der Nordsee arbeiten wollen, hilft Ihnen das wenig, mit dem alltäglichen Studienstress fertig zu werden. Deshalb gilt: Ein Fernziel ist wichtig („Wofür tue ich mir das alles an?!“), aber machen Sie sich einen Plan, wie Sie es erreichen. Oder kurz gesagt: Machen Sie aus dem großen Ziel kleine Teilziele. Sie können sich beispielsweise klar darüber werden, bis wann Sie Ihr Vordiplom haben wollen oder wann Sie ein Auslandssemester einschieben. So schaffen Sie es, den riesigen Studienberg in kleinere und gut verdauliche Portionen zu zerlegen.

An dieser Stelle ist aber immer noch nicht Schluss mit dem Ziele setzen. Wenn Sie wissen, was Sie in diesem Semester schaffen wollen, dann werden Sie sich klar darüber, wie Sie Schein X oder Y überhaupt bekommen. Denn das beste Semesterziel nützt nichts, wenn Sie nicht wissen, wie Sie es erreichen. Die Lösung heißt Wochenziele. Machen Sie sich klar, was Sie in den einzelnen Wochen bis zur Prüfung tun müssen, damit Sie am Schluss den Schein endlich in der Tasche haben.

Und vergessen Sie vor lauter Zielen eins nicht: Immer realistisch bleiben! Die schönsten Pläne sind Schall und Rauch, wenn sie schlichtweg eine Nummer zu groß sind. Schmeißen Sie aber nicht einfach die Flinte ins Korn, sondern machen Sie aus einer Etappe eben zwei.

© Sebastian Niestroj