Der Plan zum Erfolg

Jedes Semester das gleiche Theater: Noch 18 Stunden bis zur Prüfung und Susanne hat sich wieder einmal so gut wie nichts vom Prüfungsstoff angeschaut. Jetzt hilft nur noch das Notfallprogramm: Wilde Telefonaktionen, um die wichtigsten Fragen zu klären, die Nacht durchlernen ,vier Kannen Kaffee, um wenigstens einigermaßen fit zu bleiben und die Hoffnung, dass bei der nächsten Prüfung alles ganz anders wird ...

Susannes Fall ist kein Einzelschicksal, denn am Ende jedes Semesters geistern unzählige Gestalten mit tiefen Augenringen und Bergen von Ordnern auf dem Arm durch Bibliotheksgänge. Sie alle stellen sich nur die eine Frage: Schaffe ich die Prüfung oder schaffe ich sie nicht? Aber woran liegt es, dass am Ende doch wieder alles Spitz auf Knopf steht und die letzten Tage vor den Prüfungen mehr einer Lotterie als einer gezielten Prüfungsvorbereitung ähneln? Muss man sich mit den Chaos-Wochen am Semesterende einfach abfinden? Oder bin ich am Ende sogar zu blöd, mich vernünftig vorzubereiten?

Nein, das Chaos muss nicht sein und die Lösung des Problems hat einen Namen: Zeitplanung. „Na bravo,“ werden die meisten jetzt gereizt sagen, „das habe ich mir fast gedacht!“ Aber wer bitte weiß, wie man seine Lernzeit sinnvoll einteilt? Um am Ende des Semesters nicht in vollkommene Panik zu verfallen, sind zwei Dinge wichtig. Zunächst muss man sich klarmachen, wo die Zeit überhaupt bleibt und erst dann geht es darum, die (Lern-)Zeit stressfreier zu planen. Wie findet man nun aber heraus, wo die ganze Zeit, die man sich eigentlich fürs Lernen eingeplant hatte, geblieben ist? Und was bitte soll das überhaupt bringen? Ich weiß doch, was ich den Tag über so treibe! Diese Meinung ist leider ein (fataler) Trugschluß: Die meisten von uns wissen eben nicht wie viele Stunden sie am Tag vorm Fernseher und am Telefon hängen oder für die Cafeteria und fürs Einkaufen brauchen. Deswegen lautet die Regel Nr. 1 für eine bessere Zeitplanung:

Schreib Dir auf, wofür Du wie viel Zeit am Tag brauchst!

Denn nur wer weiß, dass er jeden Tag drei Stunden Kaffee trinkt, kann daran gezielt etwas ändern, um mehr Lernzeit zur Verfügung zu haben.

„Schön und gut, aber wenn ich mir dann im Klaren darüber bin, wo meine Zeit bleibt, weiß ich ja noch lange nicht, wie ich meinen Arbeitstag halbwegs rational plane!“. Keine Panik, auch wenn man kein geborenes Organisations- und Planungsgenie ist, kann man sehr einfach sein Arbeitspensum effektiv strukturieren. Regel Nr. 2 für eine verbesserte Zeitplanung lautet:

Mache Dir einen Stundenplan, in dem Du sowohl Deine Arbeitszeiten als auch Deine Freizeit einträgst!

Solch ein Plan macht das Leben stressfreier, denn wenn man weiß, dass der Sonntagabend für die Sportschau reserviert ist, hat man kein schlechtes Gewissen, wenn man zu dieser Zeit nichts lernt.

Die 3. Regel für einen entspannteren Lernalltag heißt:

Lerne nie länger als 40 bis 50 Minuten am Stück und mache dann eine kurze Pause!

Pausen lohnen sich! Nicht der bringt die besseren Leistungen, der wie ein Geisteskranker am Stück lernt, sondern sein Bibliotheksnachbar, der alle drei viertel Stunden ein Päuschen einlegt und einen Schnack am Kaffeeautomaten hält.

Regel Nr. 4 für ein Lernen ohne Stress lautet:

Mache einen klaren Schnitt zwischen Arbeitszeit und Freizeit!

Wer in der Bibliothek die neueste Ausgabe der „Freundin“ liest und Abends in der Kneipe seine Bekannten mit Studienfragen nervt, der wird weder besonders effektiv lernen noch seine Freizeit genießen können.

Die 5. Lernregel ist die Folgende:

Pflege Deine Freundschaften und Deine Bekannten!

Derjenige, der sich hinter seinen Büchern versteckt und nur noch die Wohnung verlässt, um schnell ein paar Dosen Ravioli einzukaufen, setzt nicht nur fahrlässig sein Sozialleben aufs Spiel, sondern er wird auch wegen fehlender Kontakte schlechte Leistungen erbringen.

Last but not least die 6. Regel:

Plane immer genug Reservezeiten beim Lernen ein!

Nur wer genug Zeit für nicht vorhergesehene Eventualitäten bereithält (z. B. ein unvorhergesehenes romantisches Wochenende in Paris), gerät nicht in die Stressfalle. Die Faustregel lautet: 1/3 der gesamten Lernzeit ist Reservezeit.

© Sebastian Niestroj

Wer sich an die sechs kleinen Regeln hält, der hat bei den nächsten Prüfungen wahrscheinlich weniger Stress, kleinere Augenringe und bessere Noten. Falls es aber dennoch Fragen oder Probleme gibt, dann wenden Sie sich doch einfach an die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks.