Keep Cool

Keep Cool oder wie behalte ich die Nerven?

Die gleiche Verwandlung ist bei Judith jedes Semester zu beobachten. Aus der sonst gut gelaunten und ausgeglichenen Studentin wird, je näher die Klausuren rücken, ganz allmählich eine Prüfungspanikerin mit allem was dazu gehört: Von Heulanfällen, sobald es Probleme mit Probeklausuren gibt, bis hin zu Wutattacken, wenn ihr Freund nur ein falsches Wörtchen sagt.

Dass die Nerven vor schwierigen Prüfungen oder gar dem Staatsexamen blank liegen, kennt wohl jeder. Der kleine Unterschied liegt allerdings darin, wie sehr es Sie erwischt, denn je heftiger die Panik desto schlechter die Lebensqualität und natürlich auch die Resultate! Also was tun, wenn Sie mit einem dünnen Nervenkostüm ausgestattet sind und jede Klausur mehr einem Kampf auf Leben und Tod als einem mehr oder weniger anspruchsvollen Leistungsnachweis gleicht?

Um eine Sache gleich am Anfang klarzustellen: Der größte Gegner sitzt meist im eigenen Kopf. Viele von Ihnen, die vor oder auch während einer Prüfung zum Nervenbündel werden, haben jede Menge Gedanken im Kopf, die alles andere als beruhigend in einer stressigen Prüfungsphase sind. Ganz typisch sind z. B. solche Vorstellungen wie „Das schaffe ich ja nie!“, „Ich bin ohnehin eine völlige Null, was das Lernen angeht!“ oder „Wenn ich durch diese Prüfung fliege, dann lande ich in der Gosse!“. Mit solchen Ideen im Kopf ist es kein Wunder, dass die Panik Sie voll erwischt.

Bleibt allerdings die Frage, wie Sie die Gedankenbiester wieder loswerden, die Ihnen das Lernen und die Prüfung zur Hölle machen. Da gibt es nur einen Weg: Die Lage realistischer einschätzen. Machen Sie sich klar, was Sie schon alles für die Prüfung getan haben und sehen Sie nicht nur, was alles schief laufen kann. Das heißt nicht, dass Sie sich von jetzt an alles schön reden sollen. Aber hören Sie auf, sich gedanklich niederzumachen und führen Sie sich stattdessen Ihre Stärken vor Augen.

Wenn Sie es schaffen, Ihre destruktiven Prüfungsgedanken an die Leine zu legen, gibt es allerdings noch ein paar Dinge, mit deren Hilfe Sie etwas entspannter die bevorstehenden Herausforderungen angehen können. Versuchen Sie sich ein Feedback zu verschaffen, damit Sie wissen, was Sie schon können und was noch nicht. Optimal ist dafür eine Arbeitsgruppe, in der Sie sich abfragen lassen oder Unklarheiten gemeinsam ausräumen. Aber Vorsicht: Suchen Sie sich keine Truppe von Prüfungspanikern, denn dann sind Sie schnell wieder im üblichen Chaos und die Nerven liegen wieder mal blank. Halten Sie besser Ausschau nach jemandem, der Ahnung von der Materie hat und nicht bei jeder Schwierigkeit gleich die Katastrophe an die Wand malt.

Und noch eine wichtige Sache, um unbeschadet durch die nächsten Prüfungen zu kommen: Spielen Sie die Prüfungen zwei bis dreimal durch. Für Klausuren heißt das, unter möglichst echten Bedingungen Probeklausuren zu schreiben: Gleiche Uhrzeit, gleiche Länge und (wenn möglich) gleicher Ort. Für mündliche Prüfungen sieht das Spiel ähnlich aus. Lassen Sie sich von jemandem „prüfen“, der Ihren Stoff kennt und zwar genauso lange wie die Prüfung dauern wird. So bekommen Sie zumindest eine Ahnung, wie der Ernstfall aussieht und wie Sie reagieren können, wenn nicht alles 100 %ig nach Plan läuft.

Last but not least dürfen Sie zwei Erfolgsfaktoren auf keinen Fall vergessen: Ihre Freunde und die Entspannung. Falls Sie vorhatten, für die anstehenden Prüfungen all Ihre sozialen Kontakte abzubrechen, sämtliche Hobbys einzustellen und sich zu Hause mit Ihren Büchern einzumauern, dann sollten Sie diesen Plan noch einmal überdenken ... zumindest wenn Sie gute Noten einstreichen wollen. Der einzige Weg zu überzeugenden Resultaten ist eine vernünftige Mischung aus Arbeit und Freizeit, denn nichts beruhigt die Nerven während der Prüfungsvorbereitung besser, als ein netter Abend mit ein paar Freunden im Biergarten.

Sollte unsere kleine Nothilfe Ihnen nicht reichen, um Ihr Nervenkostüm wieder auf Vordermann zu bringen, dann bleibt Ihnen auf jeden Fall noch das Team der Psychotherapeutischen Beratungsstelle, um den Stress doch noch in den Griff zu bekommen.

© Sebastian Niestroj